Christian Renneberg

Ohne Dünger kein fruchtbarer Acker. Zuviel Dünger dagegen kann der Umwelt schaden. In diesem Spannungsfeld das optimale Maß zu finden, das auf der einen Seite gute Erträge sicherstellt und andererseits auch die Umwelt schont, das ist der Ansatz des Projektes „Precise Nitrogen“, an dem sich auch unser Standort Beierstedt beteiligt.

Wir beteilgen uns am Projekt „Precise Nitrogen“

Ohne Düngen ist die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln nicht zu gewährleisten. Durch eine ausgewogene Stickstoffversorgung erhält der Boden seine Fruchtbarkeit. Wichtige Nährstoffe, die dem Boden entzogen wurden, können so wieder zugeführt und damit Wachstum, höhere Erträge und auch die Qualität der Produkte sichergestellt werden. Hier die optimale Verteilung der zur Verfügung stehenden Düngermenge zu finden, ist herausfordernd für jeden Landwirt, denn zu den gesetzlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen kommen Bodenbeschaffenheit, Witterung und viele andere Faktoren.

Teilflächenspezifische Düngung weiter verbessern
Auf ein und derselben Fläche kann beispielsweise die Bodenqualität sehr unterschiedlich sein. Schon lange hat sich daher eine teilflächenspezifische Stickstoffdüngung im Ackerbau etabliert und bewährt. So wird an manchen Stellen eines Feldes mehr und an anderen Stellen weniger gedüngt. Damit kann das Ertragspotenzial und die Qualität der Kulturpflanzen gesteigert werden. Gleichzeitig werden die Einträge von nicht genutztem Stickstoff in die Umwelt minimiert – unter anderem der Eintrag von Nitrat in das Grundwasser.

Feldsensoren melden Mikroklima
Angesichts verschärfter Umweltauflagen, Düngebeschränkungen und stark gestiegener Düngerkosten wird eine möglichst exakte und damit effiziente Düngung noch wichtiger. „Precise Nitrogen“ will die Landwirte dabei unterstützen. Etwa, indem auch der pflanzenverfügbare Bodenstickstoff genauestens berücksichtigt wird. Diese Dynamik wird allerdings vom lokalen Witterungsgeschehen stark beeinflusst und muss kontinuierlich erfasst werden. Dabei helfen Feldsensoren, die fortlaufend Bodentemperatur und -feuchte messen und die Daten über Funksignale in Echtzeit übertragen. Im Rahmen des Projekts wird erprobt, wie Informationen, die der Landwirt aus Fernerkundung, den Feldmessungen und der Bewirtschaftungshistorie hat, mit Daten von Echtzeit-Mikroklimamessungen durch Feldsensoren kombiniert werden können. Ziel ist eine optimale Verteilung der Stickstoffdüngung auf Feldern mit wechselnden Bodeneigenschaften.

Mehr Effizienz, mehr Klimaschutz
Wir sind einer von vier Landwirtschaftsbetrieben im Braunschweiger Land, die dieses integrierte Düngesystem in Feldversuchen testen und dazu verschiedene Düngevarianten im Winterweizen anlegen. Unser Standort Beierstedt ist ein Ackerbaubetrieb mit Flächen rund um den Heeseberg. Die Anbauschwerpunkte sind Zuckerrüben, Winterweizen, Energiemais, Raps, Gerste und Dinkel. Seit dem 1. Juli 2022 wird der Betrieb ökologisch bewirtschaftet. „Durch die verschärfte Düngeverordnung sind wir gezwungen, den Dünger noch effizienter einzusetzen“, so Christian Renneberg, stellvertretender Betriebsleiter in Beierstedt. „Darüber hinaus interessiert uns der technische Fortschritt bei der Erstellung von Düngekarten über Drohnen, Satellitenbilder und Sensoren. So wurde bereits 2016 ein Stickstoffsensor angeschafft, der aktiv den Stickstoffbedarf auf dem Feld ermittelt.“ Eine Effizienzsteigerung in der Stickstoffdüngung könne auch zu einer Verminderung klimarelevanter Gase beitragen, so Renneberg weiter. Aus dem Projekt erhofft er sich eine Verbesserung bei der Erstellung der Düngekarten, um kleinräumiger und präziser düngen zu können. Die Ergebnisse aus den Feldversuchen will der Betrieb nutzen, um auch den organischen Dünger teilflächenspezifisch und damit noch optimaler zu verteilen.

Auf unseren Ackerflächen liefen schon vor dem Projekt „Precise Nitrogen“ Versuche mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Landberatung. Renneberg: „Solche Initiativen unterstützen uns auch dabei, uns mit anderen Betrieben und wissenschaftlichen Institutionen zu vernetzen und so neue Erkenntnisse zu gewinnen.“ In Summe also eine Win-Win-Situation, nicht nur für die beteiligten Betreibe, sondern für die gesamte Landwirtschaft und unsere Umwelt.

Die Projektpartner
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Bezirksstelle Braunschweig) koordiniert das Projekt Precise Nitrogen an dem auch die Abteilung Agrartechnik der Georg-August-Universität Göttingen, das Forschungszentrum für landwirtschaftliche Fernerkennung des Julius Kühn-Instituts und die LUFA Nord-West an dem Projekt beteiligt sind. Als weiterer Projektpartner ist das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V. (www.netzwerk-ackerbau.de) für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.

Weitere Informationen: https://netzwerk-ackerbau.de/precise-nitrogen/

Fotos: Stefanie Schläger/Netzwerk Ackerbau Niedersachsen