Der 11. November – ein ganz besonderes Datum: St. Martins-Feiern in den Kirchen und Karnevals- Auftakt in den närrischen Hochburgen. Eigentlich. Denn in diesem Jahr ist alles anders… Das gibt uns aber auch Gelgenenheit, damit einmal anders umzugehen.
Ich feiere nicht. Weil es Dein Leben schützt
Einen solchen Karnevals-Auftakt gab es noch nie, schreibt Susanne Schnabel für die Tagesschau: „Es ist ein stiller Karnevalsauftakt in den jecken Hochburgen: Keine “Alaaf”-und “Helau”-Rufe, nur wenige Kostümierte, keine Wildpinkler, keine betrunkenen Einhörner, Clowns oder Minions. Mitarbeiter von Polizei und Ordnungsämtern haben nicht viel zu tun. Und so manch einer kann der coronabedingten Ruhe etwas abgewinnen.” “Wenn uns Corona eins gelehrt hat, dann dass es manchmal ganz gut ist etwas zu entschleunigen”, sagt Prinz Sven I. vom Kölner Dreigestirn. “Wir glauben, dass diese Entschleunigung auch dem Kölner Karneval gut tut: weg von schneller, höher und weiter, weg von Eventkarneval.“ Und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker fügt hinzu: „Ausserdem wollen wir die Hochburg der Jecken bleiben, wir wollen nicht die Hochburg der Infizierten werden.”
Der Mann, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte
Kölner Prominente werben mit der Kampagne #diesmalnicht: „Am 11.11. feiere ich nicht. Weil es dein Leben schützt.“ Das gilt auch für die Martins-Umzüge im ganzen Land. Aus Solidarität wurden sie in unseren Kirchengemeinden, in den Kindergärten und Schulen abgesagt. Das ist bitter für viele, gehören die St. Martins-Feste doch mit zu den schönsten im Kirchenjahr. Erinnern Sie sich? Martin (316-11.11.397) war der römische Soldat, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte. Was für ihn selbstverständlich schien, machte Furore und aus ihm im Laufe seines Lebens nicht nur einen liebenswürdigen Bischof, sondern sogar einen Heiligen, St. Martin eben. Martin Luther ist nach ihm benannt.
Wir können jederzeit Licht ins Dunkel bringen
So ist das Laterne-Gehen nicht nur ein fröhlicher Brauch von Kindern im grauen November, sondern eine Erinnerung daran, das Licht in die Dunkelheit zu tragen, zu den Menschen, denen es nicht gutgeht. Armut beschämt Menschen. Viele unter uns, bei denen es nicht bis zum Monatsende reicht, versuchen es zu verbergen und viele von uns, bei denen es reicht, kriegen es nicht mit. In diesem Jahr ganz besonders, denke ich, weil viele durch die Pandemie in eine wirtschaftliche Not geraten sind, mit der niemand rechnen konnte. Wir brauchen dafür nicht den Dezember der Nächstenliebe, um Licht ins Dunkel zu bringen. Wir können ja auch schon jetzt anfangen oder einfach weitermachen. Und einen Teil des Urlaubsgeldes, das in diesem Jahr nicht ausgegeben wurde, nicht in den neuen Wohnzimmerschank stecken, sondern verschenken. Vielleicht an eine Organisation in dem Land, in das wir hätten reisen wollen? Oder in Suchtberatungen, Wohnungslosenhilfen, ehrenamtliche Schuldnerberatungen, Brot für die Welt, für Kinder in Armut.
Ja und auch für die Menschen in Bethlehem, bei denen in diesem Jahr niemand übernachtet, und denen keiner die Krippen und Sterne aus Olivenholz abkauft, die bei uns am Weihnachtsbaum hängen. Wir sind aufeinander angewiesen in dieser Welt. Mit wem werden Sie Ihren Mantel teilen?
Bleiben Sie behütet,
Ihre Inka Baumann, p.