In unserer Serie #Detail-Reich möchten wir Sie mitnehmen auf eine Reise zu den kleinen Objekten und Gegenständen auf dem Rittergut Lucklum. Wir werfen den Blick auf Gegenstände, an denen man sonst vielleicht vorbeilaufen würde, die aber ihren ganz eigenen Charme und oft eine spezielle Geschichte erzählen. Heute: Die stillen Örtchen mit dem Herz.
Wasserspülung? Fehlanzeige!
Ein in eine Holztür eingelassenes Herz erweckt zunächst den Eindruck von Idylle, erinnert aber auch an alte Zeiten, wo die Wasserspülung noch nicht allen Dorfbewohnern zuteil kam. Im ehemaligen Mistehof vor dem Ackerpferdestall weisen uns drei Herzen den Weg zu alten „Plumpsklos“. Umgangssprachlich bezeichnen sie Toiletten ohne Wasserspülung, in dem die verrichtete Notdurft in eine Grube plumpst. Eine Klappe an der Rückseite ermöglichte teilweise eine praktische Entleerung. Die Fäkalien konnten auf dem Misthaufen entsorgt werden und im nächsten Schritt als wertvoller Dünger für die Äcker dienen. Aborte, die in Bauvorschriften um 1880 für das Land vorgeschrieben wurden, verbesserten im Sinne einer Zentralisierung aber auch die Hygiene.
Komfort erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts
Das besondere stille Örtchen in Lucklum nutzten sicher die im Kuh-, Schweine und Pferdestall arbeiteten zahlreichen Gutsmitarbeiter. Aber auch in den sogenannten Tagelöhnerhäusern beziehungsweise Leutehäusern an der Kommendestraße gab es erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts eine eigene Wasserspülung pro Haushalt. So mussten bis dahin Bewohner der Leutehäuser beispielsweise nachts über eine kleine, ins große Holztor eingelassene Tür den Weg zu den „Plumpklos“ des Deputatenstalls finden. Oder sie nutzten alternativ den Nachttopf. Die Gutsherrschaft hingegen verfügte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert über eine Toilette mit fließender Wasserspülung, über eine Badewanne mit englischen Armaturen wie auch über eine Fußbodenheizung. Wer neugierig geworden ist, der sei hingewiesen auf das Büchlein „Plumpsklos, Abort, Stille Örtchen“ von Mila Schrader (2003).