Im Frühjahr hatte der Ausbau unseres Forsthauses in Lucklum durch einen Brand einen Rückschlag erlitten. Jetzt setzen wir alles daran, den Umbau so schnell wie möglich voranzutreiben, damit der Waldorf-Kindergarten sowie die Tagespflege für Kleinkinder möglichst bald einziehen können. Dabei ist uns Nachhaltigkeit ein besonderes Anliegen. Wie wir das umsetzen, darüber sprachen wir mit Architekt Thomas Adler vom betreuenden Büro Delta-Bauplanung GmbH.
Lehm und Holz statt fossiler Baustoffe
Herr Adler, woran wird im Forsthaus gerade gearbeitet?
Thomas Adler: In der derzeitigen Bauphase arbeiten wir an der Wiederherstellung der Holzbalkendecken, der Montage der Fenster im Dachgeschoß, an der Außenverkleidung der Dachgauben sowie den Vorbereitungen für die technischen Installationen. So bauen wir zum Beispiel derzeit die Rohdecken ein. Sie bestehen aus Furnierschichtholzplatten, die auf die Deckenbalken geschraubt werden. Diese Platten sind sehr schlank und nutzen den Baustoff Holz optimal aus. Wenig Holz bei gleicher Tragfähigkeit, so könnte man das auf den Punkt bringen. Dabei handelt es sich übrigens um Nadelholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, bei dem formaldehydfreie Kleber verwendet wurden.
Welche Baustoffe werden hauptsächlich verwendet?
Thomas Adler: In erster Linie arbeiten wir mit Holz und Lehm. Gips oder ähnliche Baustoffe, die auf fossiler Basis gefertigt werden, kommen nicht zum Einsatz. Als Dämmstoffe beispielsweise nutzen wir Holzdämmplatten und nicht – wie sonst häufig üblich – Glas- oder Mineralwolle.
Ein Fachwerkhaus und Lehm, das gehört zusammen. Wie wird der Lehm heutzutage verbaut?
Thomas Adler: Früher wurde der Lehm dickschichtig auf Decken und Wänden aufgetragen. Das bedeutete, dass es sehr lange Trocknungszeiten gab. Wir arbeiten etwa für Wände und Decken im Innenausbau daher mit vorgefertigten Trockenbauplatten aus Lehm. Im Außenbereich (Sichtfachwerk) werden die Gefache mit Lehmziegeln ausgemauert und Kalkputz verwendet. Das ist zwar aufwändiger und aufgrund der längeren Trocknungszeiten zeitintensiver, aber auch nachhaltiger, da kein Problemabfall anfällt oder Schadstoffe entstehen.
Innenseitig wird auf die Wände ein Dämmplattensystem montiert, welches in den Lehmunterputz praktisch eingebettet wird. Später erhält es eine Oberfläche aus Lehmfeinputz, wodurch ein „atmungsaktiver“ Wandaufbau entsteht. Diese Dämmsysteme reduzieren den Heizwärmebedarf im Vergleich zu früher deutlich. Gleichzeitig stellt der Wandaufbau sicher, dass Feuchtigkeit durch diese Konstruktion diffundieren kann und Restfeuchte nicht zu Bauschäden führt und somit das Gebäude noch lange erhalten bleibt.
Welche Arbeiten stehen dann im weiteren Verlauf an?
Thomas Adler: Bis Weihnachten wurden die neuen Fensterelemente im Dachgeschoss eingebaut, damit in der obersten Etage mit den Ausbauarbeiten begonnen werden kann.
Jetzt, zu Beginn des neuen Jahres, müssen noch einige vom Brandschaden betroffene Gefache im Erd- und Obergeschoss ausgemauert werden. Zudem ist noch ein Teil der Grundschwelle im Rahmen der ohnehin erforderlichen Gebäudesanierung auszutauschen. Sobald dies geschehen ist, werden die übrigen neuen Fenster montiert, damit der Innenausbau beginnen kann.
Im Außenbereich werden wir an den Giebel- und Hofseiten Schiefer anbringen, nach Osten hin (Straßenseite Richtung Rittergut) wird Sichtfachwerk mit verputzten Gefachen ausgeführt. Der Plan ist, dass der Zimmermann ab Anfang Februar die Arbeiten am Anbau aufnimmt und bis dahin spätestens der Stand erreicht ist, den wir zum Zeitpunkt des Brandes hatten.
Bei entsprechender Witterung können die Arbeiten zügig ausgeführt werden. Wir hoffen natürlich auch sehr, dass unsere Handwerker in dieser besonderen Zeit gesund bleiben und die Corona-bedingten Einschränkungen nicht zu Verzögerungen führen.